Betriebsblindheit (4): Der richtige Umgang mit Ängsten bei Veränderungen
Unser Berufsleben ist eine ständige Veränderung. Veränderung ist unvermeidlich und ohne Veränderung würden wir uns nicht weiterentwickeln und auf der Stelle treten, oder anders gesagt: keine Karriere machen. Aber große Veränderungen im Leben machen uns Angst. Angst ist eines der größten Probleme in Deutschland, auch und gerade im wirtschaftlichen Bereich. Auf 75 Milliarden Euro pro Jahr werden die jährlichen Kosten aufgrund von Ängsten im Berufsleben geschätzt.
Welche Ängste bewegen die Mehrheit der Mitarbeitenden in einem Unternehmen, wenn es um Veränderungen geht?
Versagensangst gehört zu den größten Blockaden des persönlichen Erfolgs. Die Angst davor, die zum Teil selbst gesteckten Erwartungen nicht zu erfüllen, führt häufig zu Blockadehaltungen und somit zur Ablehnung von Veränderungen.
Versagensangst zeigt sich unter anderem auch darin, dass Mitarbeitende die Transparenz in neuen Arbeitsprozessen ablehnen: „Da sieht ja jeder, was ich mache, und kann mir vielleicht meine Fehler viel schneller aufzeigen!“ oder die Angst vor Macht- oder Wissensverlust: „Bisher war ich doch für die Aufgabe verantwortlich, das war doch meine Kernkompetenz und jetzt soll das eine Maschine machen?“.
Versagensangst kennt jeder von uns. Denken Sie an ihre letzte Prüfung in der Schule beziehungsweise im Studium, denken Sie an ihre letzte Präsentation vor einem großen Publikum oder an das letzte Rendezvous. Die Angst einen „Korb“ zu bekommen hat es uns nicht leicht gemacht das erste Rendezvous mit dem/der heutigen Partner*in zu machen. Die Versagensangst lässt uns zögern, blockieren und nach Ausreden suchen.
„In meiner Karriere habe ich über 9.000 Würfe verfehlt. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26-mal wurde mir der spielentscheidende Wurf anvertraut und ich habe ihn nicht getroffen. Ich habe immer und immer wieder versagt in meinem Leben. Deshalb bin ich erfolgreich.“ (Michael Jordan, Basketball Legende).
Versagensangst muss nicht krank machen. In der Regel führt sie sogar zu einem gesunden Selbstbewusstsein und zu psychischer Stabilität. Sich neuen Herausforderungen und Veränderungen zu stellen und daran zu wachsen, ist im hohen Maße selbstwertdienlich und stärkt die Persönlichkeit.
Die Angst davor, Gewohntes aufgeben zu müssen, bewegt die Mehrheit der Mitarbeitenden in einem Unternehmen, wenn es um Veränderungen geht. Viele Menschen möchten lieber in ihren Gewohnheiten verharren und ihrem bekannten Trott folgen, als sich den Mühen einer Veränderung zu unterziehen. Was hemmt unsere Motivation, uns einer Veränderung zu stellen?
Wir lehnen Veränderungen im Berufsleben eher ab, wenn ...
- zu viele Veränderungen auf einmal von uns gefordert werden.
- sie von außen auf uns zukommen und wir uns fremdbestimmt und als Opfer der Umstände fühlen.
- die Veränderungen nicht in unsere Karriereplanung passen und wir sie deshalb als beruflichen Nachteil ansehen.
Die Taktung der Veränderungen in einem Unternehmen sollte natürlich so dosiert werden, dass die Mitarbeitenden dem Tempo standhalten können und sich nicht überfordert fühlen. Die Ablehnung aufgrund der Fremdbestimmtheit oder der negativen Karriereoption gilt es in Veränderungsprojekten aktiv anzugehen.
Lesen sie im nächsten Teil der Artikelserie zur Betriebsblindheit warum Widerstände bei Veränderungen früh erkannt und bearbeitet werden sollten.