Betriebsblindheit (1) „Das haben wir schon immer so gemacht.“

Im Zeitalter der Digitalisierung stellt sich nicht mehr die Frage: Werden wir uns verändern? Vielmehr sollte sich jede*r die Frage stellen: “Wie werden wir uns verändern?” Oder noch drastischer formuliert: “Dürfen wir Teil der Veränderung sein?"

„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt, schnellere Pferde.“

Henry Ford

Wie oft haben sie den Satz „Das haben wir schon immer so gemacht!“ oder „Das geht nicht, da wir das bisher immer anders gemacht haben.“ schon gehört? Oder schlimmer noch - ist er in einem Projekt schon gefallen?

Unternehmen müssen sich heute in einem immer schnelleren Tempo verändern, um dem gestiegenen und veränderten Wettbewerb standhalten zu können. Doch leider ist nicht jedes Unternehmen ein Start-up mit jungen, dynamischen und sehr technisch orientierten Mitarbeitern, welche sich quasi jeden Tag wieder neu erfinden. Nein, ganz im Gegenteil, die Unternehmen schauen meistens auf eine lange und erfolgreiche Firmenhistorie zurück, mit gewachsenen Strukturen und ebenso gewachsener Arbeitskultur. Wie gelingt es also für ein „gewachsenes“ Unternehmen die Veränderung aktiv zu steuern und dabei die Mitarbeiter nicht abzuhängen?

Mit einer Artikelserie wollen wir den Veränderungsstaus aufgrund von Betriebsblindheit thematisieren. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff der Betriebsblindheit - oder besser der Problemblindheit?

Unter Betriebsblindheit wird im Allgemeinen eine routinemäßige Arbeitsweise bezeichnet, die dazu führt, dass man nicht mehr über den Tellerrand schaut. Im Zustand der Betriebsblindheit werden Tätigkeiten und Prozesse nicht mehr hinsichtlich Sinnhaftigkeit und Effizienz hinterfragt, sondern mehr oder weniger einfach so gemacht.

Das Fatale an der Betriebsblindheit ist, dass sie selbst nicht erkannt wird. Von Betriebsblindheit betroffenen Mitarbeiter verfallen dem Glauben, dass die ausgeführten Tätigkeiten den betriebsinternen Anforderungen vollkommen genügen und keiner Veränderung bedürfen. Dabei ist es unerheblich, ob die betroffene Person mit Freude, Gleichgültigkeit oder Widerwillen agiert.

Aber wir wären nicht anders als der eine oder andere Mitarbeiter im Unternehmen, wenn wir jetzt nur „meckern“ würden. Daher werden wir auch in den Folgebeiträgen konkrete Tipps zum Umgang mit der Betriebsblindheit aufzeigen. Der nächste Beitrag wird innovative Menschen zeigen, welche sich bewusst gegen die Gewohnheit entschieden haben. Dies trifft auch in besonderem Maße auf den zu Beginn zitierten Henry Ford zu. Dieser hat mit seinen Ideen das Leben vieler Menschen verändert. Er machte das Auto für jedermann erschwinglich, sein bewegliches Fließband und seine Massenproduktionsmethoden setzten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Maßstäbe für die weltweite Industrialisierung.

Lesen sie im nächsten Beitrag der Serie, wie sich kreative Menschen bewusst gegen die Betriebsblindheit entschieden und dabei bahnbrechende Veränderungen geschaffen haben.

Autor

  • Guido Schmitz

    Guido Schmitz ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Pentadoc AG. Als Berater betreut Guido Schmitz Unternehmen in Prozessen der Strategieentwicklung im Bereich Informationslogistik, führt und moderiert Workshops zum Anforderungsdesign. Guido Schmitz ist ein gefragter Keynotespeaker auf Strategietagungen und Kongressen.

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